Am 27 September 1996 wird die weiße Fahne in der Stadt Kabul gehisst. Nach Jahren des Krieges und Bürgerkrieges ein Zeichen der Hoffnung? Tatsächlich werden die Raketenangriffe eingestellt, die verfeindeten Mudschahedin ziehen sich zurück. Weiß ist aber auch die Farbe der Taliban und an jenem Morgen im September wird der Familie Latifas langsam bewußt, dass Kabul einen neuen Herren hat, dass sich vieles ändern wird in dieser Stadt, in Afganistan. Erst sehr viel später wird Latifa die Ereignisse jener fünf Jahre zu Papier bringen, die sich während der Talibanherrschaft abspielten, ihre Beobachtungen, Gefühle und Erlebnisse. Entstanden ist der vorliegende Bericht in Frankreich, nach einer Reise ohne Wiederkehr, keine geplante Flucht, vielmehr ein nicht zurück können, da die Taliban die Wohnung der Familie in deren Abwesenheit in Besitz nahmen. Latifa setzt die Herrschaft der Taliban der Vernichtung der Frau gleich, zeichnet ihr eigenes, langsames zugrunde gehen als rechtloses Wesen, gefangen in den eigenen vier Wänden.