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Dieses Thema hat 0 Antworten
und wurde 381 mal aufgerufen
 Kurioses und Seltsames aus der Welt von gestern
Julz ( gelöscht )
Beiträge:

14.12.2009 13:17
RE: Vampirepidemie im alten Österreich Antworten

Anbei ein Artikel aus der österreichischen Staatszeitung 1725 über die Untriebe eines Vampirs in einem kleinen Dorf in Serbien:

„MAn siehet in den hiesigen Zeitungen oder so genannten Diario einen Bericht, welchen der Käyserl. Provisor in dem Gradisker District in Hungarn an die Käyserl. Adminstration zu Belgrad wegen einer besondern Begebenheit ergehenlassen, welcher unverändert und ohne darüber zu urtheilen, wie er sich gedruckt befindet, folgendes Inhalts ist: Nachdem bereits vor 10. Wochen ein in dem Dorffe Kisolova, Rahmer-Districts, gesessener Unterthan, Nahmens Peter Plogojowitz, mit Tode abgegangen, und nach Rätzischer Manier zur Erden bestattet worden, hat sichs in ermeldetem Dorffe Kisolova geäussert, daß innerhalb 8. Tagen 9. Personen, so wohl Alte als Junge, nach überstandender 24. stündiger Kranckheit also dahin gestorben, daß, als sie annoch auff dem Tod-Bette lebendig gelegen, sie öffentlich ausgesagt, daß obbemeldeter, vor 10. Wochen verstorbener Plogojowitz zu ihnen im Schlaff gekommen, sich auff sie gelegt und gewürget, daß sie nunmehro den Geist auffgeben müsten; gleich wie denn hierüber die übrigen Unterthanen sehr bestürtzet, in solchem noch mehr bestärcket worden, da des verstorbenen [33] Peter Plogojowitz Weib, nachdem sie zuvor ausgesagt, daß ihr Mann zu ihr gekommen und seine Oppanki oder Schuhe begehret, von dem Dorffe Kisolova weg und sich in ein anders begeben; sintemahl aber bey dergleichen Personen, so sie Vampyri nennen, verschiedene Zeichen, als dessen Cörper unverweset, Haut, Haar, Bart und Nägel an ihm wachsend zu sehen seyn müsten, als haben sich die Unterthanen einhellig resolvirt, das Grab des Peter Plogojowitz zu eröffnen und zu sehen, ob sich würcklich obbemeldete Zeichen an ihm befinden; zu welchem Ende sie denn sich zu mir hieher verfüget und nebst Andeutung vorerwehnten casus mich samt dem hiesigen Popen oder Geistlichen ersuchet der Besichtigung beyzuwohnen; und ob ihnen schon erstlich solches Factum reprobirt, mit Meldung, daß ein solches vorhero an eine löbliche Administration unterthänig-gehorsamst berichten und derselben hohe Verfassung hierüber vernehmen müste, haben sie sich doch keines weges hierzu bequemen wollen, sondern vielmehr diese kurtze Antwort von sich gegeben: ich möchte thun, was ich wolte, alleine woferne ich ihnen nicht verstatten würde, auff vorherige Besichtigung u. rechtl. Erkäntniß mit dem Cörper nach ihrem Gebrauch zu verfahren, müsten sie Hauß und Guth verlassen, weil biß zu Erhaltung einer gnädigsten Resolution von Belgrad wohl das gantze Dorff (wie schon unter [34] Türckischen Zeiten geschehen seyn solte) durch solchen üblen Geist zu Grunde gehen könte, welches sie nicht erwarten wolten. Da denn solche Leute weder mit guten Worten noch Bedrohungen von ihrer gefasten Resolution abhalten konte, habe ich mich mit Zuziehung des Gradisker-Popen in gemeldetes Dorff Kisolova begeben, den bereits ausgegrabenen Cörper des Peter Plogojowitz besichtiget und gründlicher Wahrheit gemäß folgendes befunden: daß erstlich von solchem Cörper und dessen Grabe nicht der mindeste, sonsten der Todten gemeiner Geruch verspüret, der Cörper, ausser der Nasen, welche etwas abgefallen, gantz frisch, Haar und Bart, ja auch die Nägel, wovon die alten hinweg gefallen, an ihm gewachsen, die alte Haut, welche etwas weißlicht war, hat sich hinweg gescheelet, und eine neue frische darunter hervor gethan, das Gesichte, Hände und Füsse und der gantze Leib waren so beschaffen, daß sie in seinen Lebzeiten nicht hätten vollkommener seyn können; in seinem Munde habe nicht ohne Erstaunen einiges frisches Blut erblickt, welches der gemeinen Aussage nach, er von denen durch ihn umgebrachten gesogen; in Summa, es waren alle Indicia vorhanden, welche dergleichen Leute (wie schon oben bemercket) an sich haben solten. Nachdem nun so wohl der Pope als ich dieses Spectacul gesehen, der Pöbel aber mehr und mehr ergrimmter als bestürtzter wurde, haben [35] sie gesammte Unterthanen in schneller Eil einen Pfeil gespitzet, mit solchem den todten Cörper zu durchstechen, an das Hertz gesetzet, da denn bey solcher Durchstechung nicht nur allein häuffiges Blut, so gantz frisch, auch durch Ohren und Mund geflossen, sondern noch andere wilde Zeichen (welche wegen hohen Respects umgehe) vorgegangen; sie haben endlich offt ermeldeten Cörper in hoc casu gewöhnlichen Gebrauch nach zu Aschen verbrannt, welches denn einer hochlöblichen Administration hinterbringen und anbey gehorsamst-unterthänigst bitten wollen, daß wenn hierinne einen Fehler begangen haben solte, solchen nicht mir, sondern dem vor Furcht ausser sich selbst gesetzten Pöbel beyzumessen.“

Kayserl. Provisor im Gradisker District.

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